Seit dem Start des Digital Leaders Funds ist Twilio eines unserer Kern-Investments im Portfolio von The Digital Leaders Fund.
Wir hatten schon mehrfach über die einzigartige Erfolgsstory berichtet, die der Twilio-Aktie in den vergangenen 12 Monaten einen Kursgewinn von über 300 Prozent beschert hat.
Hier kannst Du diese Beiträge und den Investment-Case nachlesen: Twilio Beitragssammlung
In dieser Woche hat Twilio die Ergebnisse für 2018 und die Guidance für 2019 vorgelegt.
Grund genug für ein Update mit dem Schwerpunkt auf die kritische Frage, ob die fundamentale Entwicklung bei Twilio dieses Wachstum wirklich rechtfertigen kann, oder ob die Aktie damit vielleicht doch akut absturzgefährdet ist.
Twilio Wachstum – Phänomenales Q4
Twilio hat das irre Jahr 2018 mit einem Paukenschlag beendet: im Q4 gab es beim Umsatz ein organisches Wachstum von 77 Prozent auf $204 Millionen.
In diesen Zahlen waren wohlgemerkt noch keine Effekte aus der Übernahme von Sendgrid enthalten, da diese Akquisition erst zum 31. Januar 2019 abgeschlossen wurde.
Ein derart rasantes organisches Umsatzwachstum wurde möglich durch eine wie im Vorquartal außergewöhnlich hohe “Net Expansion Rate” von 147 Prozent (gegenüber 118 Prozent im Q4 2017).
Somit hat Twilio mit den Bestandskunden in Q4 2018 47 Prozent mehr Umsatz gemacht als im Vorjahr. Das ist ein unglaublich guter Wert, in dem ja die (wenigen) zwischenzeitlich abgesprungenen Kunden (“Churn”) schon mit enthalten sind.
Twilio 2018 – Ein Jahr der Superlativen
Im Gesamtjahr 2018 konnte Twilio seinen Umsatz organisch um 63 Prozent gegenüber 2017 auf $650 Millionen steigern.
Ende 2018 zählte man circa 64.000 aktive Kunden, das waren 31 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.
Diese haben jeweils circa 25 Prozent mehr für die Kommunikationsservices auf der Twilio-Plattform ausgegeben als im Vorjahr.
Imposant ist die schiere Anzahl von 15.307 neuen Unternehmenskunden innerhalb von 12 Monaten.
Mittlerweile sind geschätzte 4 Millionen Softwareentwickler bei Twilio registriert.
Der Netzwerkeffekt und die damit einhergehende Markteintrittsbarriere für potentielle Wettbewerber ist damit deutlich gewachsen.
Es ist offensichtlich, dass Twilio gerade dabei ist, mit seiner Kommunikationsplattform einen neuen defakto-Industriestandard zu setzen.
Twilio Wachstum – Wo bleibt die Profitabilität?
In 2018 wurde ein GAAP Verlust von $115 Millionen erzielt (17,7 Prozent vom Umsatz). Im Vorjahr waren es $66 Millionen (16,5 Prozent vom Umsatz).
Traditionelle Value-Investoren werden sich spätestens hier entsetzt abwenden… 😉
Das mittlerweile deutlich verstärkte Twilio Management-Team um den CEO und Gründer Jeff Lawson hat nochmals klar kommuniziert, dass das Unternehmen auch in den kommenden Quartalen auf die Maximierung des Umsatzes hin optimiert wird.
Dabei nimmt man bewusst in Kauf, dass weiterhin unterm Strich (zumindest nach dem GAAP Accounting Standard) noch keine Gewinne erzielt werden.
Der operative Cashflow war mit $8 Millionen in 2018 erstmals leicht positiv. Die Investitionen werden jedoch extern finanziert. Dazu hat man 2018 eine Wandelanleihe in Höhe von circa $500 Millionen mit einem Zinssatz von nur 0,25 Prozent p.a. ausgegeben.
Die Rohertragsmarge soll auch in 2019 bei circa 55 Prozent verharren. Das ist etwas überraschend, da mit Sendgrid gerade ein Unternehmen zugekauft wurde, das bisher Bruttomargen von circa 75 Prozent erzielte.
Twilio setzt mit seiner “Revenue-First” – Strategie offenbar darauf, dass man eine dominante Marktposition und damit eine gewisse “Pricing Power” im boomenden Markt für cloudbasierte Kommunikations-Services erreichen kann, bevor alternative Wettbewerber (wie zum Beispiel die ebenfalls börsennotierte Bandwidth) wirklich konkurrenzfähige Lösungen anbieten können.
Wachstum bei Twilio – Ausblick auf 2019
In der nach außen kommunizierten Guidance für 2019 rechnet Twilio mit einem Wachstum von 65 Prozent auf $1,07 Milliarden.
Das hört sich zunächst ambitioniert an. Wenn man aber etwas näher hinschaut, dann erkennt man, dass dies “nur” einem Wachstum von 45 Prozent bei Twilio und 25 Prozent bei Sendgrid entsprechen würde, die nach der Übernahme ab 1. Februar 2019 mit konsolidiert werden.
Angesichts eines Wachstums von 63 Prozent bei Twilio und über 30 Prozent bei Sendgrid in 2018 wäre das also eine deutliche Verlangsamung. Obwohl man gerade von Sendgrid unter dem Dach des Twilio-Vertriebes doch eher eine Beschleunigung des Wachstums erwarten dürfte.
Ich bin davon überzeugt, dass das Twilio Management mit seiner Guidance für 2019 bewusst konservativ agiert, um wie auch in 2018 die hohen Erwartungen etwas zu dämpfen. Im Idealfall kann man dann mit einer Serie von “Beat + Raise” Quartalen glänzen.
Zur Erinnerung: vor 12 Monaten hatte man ein Wachstum von 28 Prozent prognostiziert, herausgekommen sind am Ende 63 Prozent!
Ausnahmsweise lehne ich mich hier mal aus dem Fenster und gehe davon aus, dass der Twilio-Umsatz in 2019 mehr als $1,2 Milliarden betragen wird.
Die Bewertung der Twilio Aktie
Es ist unheimlich schwer einzuschätzen was ein fairer Wert des Unternehmens zukünftig sein könnte.
Nach der Sendgrid-Übernahme, die durch die Ausgabe von circa 26 Millionen neuer Twilio-Aktien finanziert wurde, gibt es aktuell circa 137 Millionen Aktien.
Das heißt die Marktkapitalisierung beträgt bei einem Kurs von 110$ circa $15 Milliarden. Das ist schon ein stolzer Preis für ein Unternehmen mit gut $1 Milliarde Umsatz in 2019.
Im Analystencall wurde deutlich, dass einige Marktteilnehmer davon ausgehen, dass sich Twilio innerhalb der nächsten Jahre zu einem Next-Gen-Kommunikationsriesen mit mehr als $10 Milliarden Umsatz weiterentwickeln kann.
Trifft das zu, so dürfte der Unternehmenswert in den kommenden Jahren noch deutlich weiter ansteigen.
Und tatsächlich sieht es aktuell ganz danach aus, als könne Twilio die riesigen Märkte für Kommunikation weltweit durcheinanderwirbeln.
Allerdings würde es mich sehr überraschen, wenn traditionelle Carrier und Telco-Provider nicht früher oder später mit eigenen preisgünstigeren Alternativen zur Twilio-Plattform aggressiv auf den Markt kommen.
Und spätestens dann wird Twilio wieder zu einem ganz normalen Unternehmen, bei dem auch die Profitabilität eine wichtigere Rolle spielen wird.
Twilio Wachstum – Fazit
Die Twilio-Aktie bleibt ein Langfristinvestment im Digital Leaders Fund.
Allerdings sind wir uns vollends bewusst, dass der Aktienkurs der Unternehmensentwicklung doch etwas weit vorausgelaufen ist.
Und das wird in 2019 wohl erstmal verdaut werden müssen.
Wir rechnen daher durchaus mit einer Korrektur des heissgelaufenen Aktienkurses trotz des außergewöhnlichen Wachstums bei Twilio.
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Autor
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Stefan war in seinem gesamten Berufsleben in der High-Tech-Industrie tätig. Er hat sein eigenes Software-Unternehmen gegründet, internationalisiert und vor einigen Jahren ins Silicon Valley verkauft. Der Wirtschaftsmathematiker investiert seit über 30 Jahren in Aktien. Er verwaltet eines der erfolgreichsten investierbaren Musterportfolios auf der wikifolio Plattform.
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