KI-Strategien der Software-Stars: Turbo-Wachstum in Sicht?

5. September 2023

KI hat das Zeug, die transformativen und innovativen Fähigkeiten von Growth-Unternehmen zu beschleunigen. Das gilt erst Recht für stark wachsende Software-Unternehmen. In einer mehrteiligen Serie analysieren wir für Anleger die KI-Strategien der Rising Stars of Software.  

Künstliche Intelligenz (KI) ist nicht nur ein Wachstumsfeld für die Halbleiterindustrie, wie wir in einer aktuellen Serie festgestellt haben. KI bietet auch schnell wachsenden Softwareunternehmen großes Potential. KI ist für Softwareunternehmen von besonderer Bedeutung, da sie Datenanalysen, die Verarbeitung natürlicher Sprache, die Automatisierung sich wiederholender Aufgaben, die Verbesserung der Sicherheit, die Innovation von Geschäftsmodellen und die Leistungsoptimierung ermöglicht.

Versteht man, wie diese Softwareunternehmen KI nutzen, erhält man wertvolle Einblicke in aufkommende Trends und kann den Einsatz von KI als Barometer für die Richtung und das Potenzial der Branche verstehen. In einer vierteiligen Serie wollen wir daher vielversprechende Anlagemöglichkeiten für Investoren aufzeigen, indem wir die Ambitionen und Strategien der besonders stark wachsenden Softwareunternehmen mit Blick auf den Einsatz von KI darstellen.

Möglichkeiten freisetzen: Eine Einführung

In der heutigen, sich rasch entwickelnden Technologielandschaft haben sich Softwareunternehmen als Innovationstreiber erwiesen, die ganze Branchen verändern können. KI hat sich dabei zu einer Schlüsselkraft entwickelt, die diesen Wandel vorantreibt und auch revolutioniert – weil die Grenzen des Machbaren verschoben werden. KI hat die Art und Weise, wie Unternehmen arbeiten und Werte schaffen, grundlegend verändert. Auch wenn die Beweisführung noch aussteht, ob KI auch als Entscheidungsinstanz im Portfoliomanagement einsetzbar ist, so sind allein die Fortschritte im Risikomanagement beachtlich. 

Der allgegenwärtige Einfluss von KI geht über die bloße Automatisierung hinaus; er erstreckt sich auf vorausschauende Analysen, personalisierte Kundenerfahrungen, Prozessoptimierung und die Erschließung neuer Wachstumsmöglichkeiten. Welches Potenzial KI für Anleger hat, zeigt das Phänomen Nvidia. Der Hersteller von Hochleistungs-Chips, die essentiell für KI-Rechner sind, hat in den vergangenen beiden Quartalen immenses Wachstum hingelegt. Das hat dazu beigetragen, dass die Nvidia-Aktie 2023 bisher um 240 Prozent zugelegt hat und immer weiter in seine hohe Bewertung “hineinwächst”. 

In einer mehrteiligen Serie analysieren wir die Strategien dieser schnell wachsenden Unternehmen zur Integration von KI in ihre Geschäftsabläufe, die spezifischen Bereiche, in denen KI eingesetzt wird, und die Bemühungen und Ambitionen der Unternehmen, durch KI attraktiver für Investoren zu werden. Dafür haben wir die aktuellen Aufzeichnungen der Analysten-Calls (Earnings Transcripts) dieser Unternehmen ausgewertet. Diese umfangreich kommentierten Quartalsberichte geben Aufschluss über die KI-Strategien und Ambitionen der Unternehmen. Die Verlautbarungen der CEOs und CFOs auf den Analysten-Calls zu KI mögen werblich und mitunter marktschreierisch sein. Sie geben aber einmal Einblicke in die Diskussionen in der sogenannten C-Level zum Einsatz von AI und zum anderen werden die Ergebnisse der Unternehmen an diesen Äußerungen gemessen – die Statements sind also alles andere als Schall und Rauch.

In unserer Analyse konzentrieren wir uns auf Softwareunternehmen mit einer Marktkapitalisierung von mehr als einer Milliarde Dollar und einem im Branchenvergleich überdurchschnittlichen Umsatzwachstum. Um eine umfassende Repräsentation der aufstrebenden Kräfte zu gewährleisten, haben wir das oberste Dezil der Unternehmen nach Umsatz ausgeschlossen, so dass wir Unternehmen in den Blickpunkt rücken konnten, die nicht ausschließlich auf Größe angewiesen sind, sondern vielmehr die für schnell wachsende Unternehmen charakteristische Agilität und Innovationsfähigkeit besitzen. Im Ergebnis erfassen wir ein vielfältiges Spektrum von Softwareunternehmen.

Einblicke verschaffen: Unser Ansatz

Wir haben die 16 identifizierten Unternehmen in drei Gruppen eingeteilt: Business Intelligence und Planung, Netzwerkverwaltung und -sicherheit sowie Softwareentwicklung und Datenspeicherung. Die Unternehmensgruppen, deren KI-Strategien wir in den nächsten Wochen vorstellen werden, finden sich unten in der Taebelle.

Die obere Tabelle enthält eine kurze Beschreibung der Hauptaktivitäten der von uns untersuchten Softwarefirmen. Sie enthält auch eine Zusammenfassung der KI-Anwendungen für jedes einzelne Unternehmen. 

Durch die Analyse der Protokolle der Earnings Calls konnten wir aus erster Hand erfahren, wie KI von diesen Unternehmen eingesetzt wird, sei es zur Steigerung der betrieblichen Effizienz, zur Innovation von Produkten und Dienstleistungen oder zur Antizipation von Markttrends. Dieser Ansatz ermöglicht einen ungefilterten Blick auf die Perspektiven der Führungskräfte und zeigt, wie KI ihre Entscheidungsfindung, ihre Wachstumspläne und ihre allgemeine Marktpositionierung beeinflusst. Bis auf Jfrog geben alle Unternehmen in ihren aktuellen Ergebnisprotokollen detaillierte Informationen über den Einsatz und die Auswirkungen von KI auf ihr Geschäft.

Den Kern freilegen: Ein Blick auf die Fundamentaldaten

Für eine bessere Einordnung haben wir eine Analyse der Fundamentaldaten der Softwarefirmen vorgenommen (siehe Grafik unten). Die Ergebnisse zeigen ein qualitativ hochwertiges Wachstum: robuste Bruttomargen, die zwischen 60 und 90 Prozent liegen, verbunden mit einem bemerkenswerten langfristigen Umsatzwachstum zwischen 30 und über 110 Prozent. Die Rule of 40, die das Umsatzwachstum und die Gewinnmarge erfasst, findet sich ebenfalls in der Grafik. 

Auffallend sind die unterschiedlichen Bewertungen der einzelnen Unternehmen nach den klassischen Finanzkennzahlen. Daher haben wir eine Bewertung vorgenommen und den nach unserer Einschätzung fairen Wert berechnet, indem wir das Zusammenspiel von Unternehmenswert zu Umsatz und freier Cashflow-Marge gewichtet haben, um so die von Bewertungsfaktoren getriebenen Investitionsaussichten aufzuzeigen. Im Bereich der Cybersicherheitsunternehmen weisen Crowdstrike und SentinelOne verlockende Bewertungen auf, während Zscaler als relativ hoch bewertet gilt. Die Besonderheit von MongoDB liegt in seiner Umsatzwachstumsrate von fast 50 Prozent, die allerdings mit einem beträchtlichen EV-Sales-Verhältnis von 19 einhergeht. Gerade bei SaaS-Unternehmen waren – und sind – Bewertungsaufschläge wegen des Wachstumspotenzials erheblich gegenüber klassischen Softwareunternehmen.

Die oben genannten Fundamentaldaten deuten an, welches Potential der Einsatz von KI freisetzen kann. 


Im zweiten Teil unserer Analyse GitLab, Atlassian und MongoDB: Ein Blick unter die KI-Haube präsentieren wir die Ergebnisse für die Gruppe der Unternehmen aus dem Sektor Softwareentwicklung und Datenspeicherung. Für jedes Unternehmen geben wir einen kurzen Überblick über die jeweiligen Geschäftsmodelle, um dann aufzuzeigen, wie die Unternehmen KI in ihrem operativen Geschäft einsetzen.
Im dritten Teil unserer Serie zu den KI-Strategien von Softwareunternehmen ServiceNow, Snowflake und Palantir: Der KI-Einsatz in den Sektoren Business Intelligence und ERP befassen wir uns mit den Segmenten Business Intelligence und Planung.
Im vierten und letzten Teil der Serie Die KI-Strategien von Datadog, Crowdstrike, Okta und Co. blicken wir auf prominente Unternehmen aus den Segmenten Cybersecurity und Netzwerkmanagement. Die Pläne und Strategien von Datadog, Dynatrace, Okta, SentinelOne, Crowdstrike und Zscaler.

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Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.

Autor

  • Stefan Hartmann

    Stefan schaut auf eine mehr als 20-jährige Erfahrung in den Bereichen Aktien, festverzinsliche Wertpapiere, Derivate und Hedge Funds zurück. In seiner Tätigkeit als globaler Leiter des Quantitativen Research Teams bei ABN AMRO, hat er über 300 institutionelle Kunden in den USA, Europa und Asien zu allen Fragen des Investment Prozesses beraten. Zuvor war er 10 Jahre bei Salomon Smith Barney als Leiter des quantitativen Research Teams für Europa tätig, wo er Top Rankings in den großen Research Surveys erzielte. Stefan hat über 50 Research Veröffentlichungen zu allen Aspekten des Investment Prozesses in Aktien, festverzinsliche Wertpapiere und Währungen publiziert.

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Stefan Hartmann

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